Baubiologie

Die Baubiologie ist ein interdisziplinäres Fachgebiet, das sich mit dem Einfluss der gebauten Umwelt auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen beschäftigt. Das Ziel der Baubiologie ist es, Gebäude und Wohnräume so zu gestalten, dass sie den Bewohnern ein gesundes, schadstoffarmes und umweltfreundliches Umfeld bieten. Als Maßstab gilt stets die Natur. Baubiologen arbeiten dabei auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse, berücksichtigen aber auch praktische und ganzheitliche Ansätze, um eine nachhaltige Bauweise zu fördern.


Themenfelder der Baubiologie

Baubiologie umfasst eine Vielzahl an Themenbereichen, die sowohl naturwissenschaftliche als auch technische und ökologische Aspekte vereinen. Zu den wichtigsten Themenfeldern gehören:

  1. Materialkunde und Schadstoffvermeidung: Auswahl und Bewertung von Baumaterialien in Bezug auf Schadstofffreiheit und Umweltverträglichkeit.

  2. Wohngesundheit: Untersuchung und Verbesserung der Raumluftqualität, der Temperatur- und Feuchtigkeitsregulierung sowie der Vermeidung von Schimmelpilzen und Schadstoffen.

  3. Elektrosmog und Strahlenschutz: Messung und Minimierung von technisch erzeugten elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern sowie Strahlenbelastungen durch entsprechende Maßnahmen und Planung.

  4. Energieeffizienz und Nachhaltigkeit: Berücksichtigung von energieeffizienten Bauweisen und der Einsatz von regenerativen Energien zur Minimierung des ökologischen Fußabdrucks.

  5. Licht und Akustik: Planung von natürlichen Lichtverhältnissen und Vermeidung von Lärmbelastungen, um das Wohlbefinden der Bewohner zu fördern.

➔ 25 Leitlinien der Baubiologie


Ist Baubiologie eine Wissenschaft?

Die Baubiologie ist eine interdisziplinäre Disziplin, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht, jedoch nicht im traditionellen Sinne als akademische Wissenschaft gilt. Die Baubiologie greift auf die Forschung und Methoden aus den Naturwissenschaften, Umweltmedizin und Architektur zurück, integriert aber auch praktische und holistische Ansätze. In Deutschland wurde die Baubiologie insbesondere durch das Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit (IBN) geprägt.

Geschichte der Baubiologie

Die Baubiologie hat ihren Ursprung in den 1960er Jahren, als das Bewusstsein für den Einfluss von Wohnräumen auf die Gesundheit und die Umwelt wuchs. Die zunehmende Industrialisierung und der Einsatz synthetischer Baustoffe führten zu einer steigenden Schadstoffbelastung in Innenräumen, was bei Architekten und Wissenschaftlern auf zunehmende Bedenken stieß. In Deutschland gilt Prof. Dr. Anton Schneider (1931–2015) als einer der Wegbereiter der modernen Baubiologie, der 1976 das Institut für Baubiologie gründete, um die Forschung und Ausbildung auf diesem Gebiet zu fördern.

Tätigkeitsfelder von Baubiologen

Baubiologen sind in unterschiedlichen Bereichen tätig und arbeiten oft eng mit Architekten, Ingenieuren oder Umweltmedizinern zusammen. Zu den häufigsten Tätigkeitsfeldern zählen:

  • Beratung und Planung: Unterstützung bei der Planung und Auswahl gesunder, umweltfreundlicher Baumaterialien für Neubauten und Sanierungsprojekte.

  • Messungen und Analysen: Untersuchung von Schadstoffbelastungen, elektromagnetischen Feldern, Raumluftqualität und Feuchtigkeit in Innenräumen.

  • Sanierung und Schadstoffbeseitigung: Entwicklung von Konzepten zur Reduktion von Schadstoffen und Schimmel in bestehenden Gebäuden.

  • Bildung und Aufklärung: Förderung des Bewusstseins für gesundes Bauen durch Schulungen und Vorträge für Bauherren, Planer und die Öffentlichkeit.

  • Gutachten und Zertifizierung: Erstellung von Gutachten zu baubiologischen Aspekten und Mitwirkung bei Nachhaltigkeitszertifizierungen von Gebäuden.

Baubiologie ist heute eine wichtige Anlaufstelle für alle, die Wert auf gesundes und nachhaltiges Bauen legen. Sie unterstützt dabei, Lebensräume zu schaffen, die dem Wohlbefinden der Bewohner und der Umwelt gleichermaßen gerecht werden..